135 Lieferantenbewertung – die häufigsten Fehler

Eine Lieferantenbewertung durchführen – wofür?

Eine Lieferantenbewertung (oder Lieferantenbeurteilung) verfolgt zwei Hauptziele: 

  • Du kannst standardisiert feststellen, in welchen Bereichen Lieferanten oder Dienstleister Entwicklungspotenzial haben
  • Du kannst Lieferanten oder Dienstleister mit ähnlichen Leistungen miteinander Vergleichen und diese Information für die Lieferantenauswahl verwenden

Wenn Dein Unternehmen die Lieferantenbewertung nur deshalb durchführt, damit ZertifizierungsauditorInnen Euch keine Abweichung geben, bleibt Ihr weit unter Euren Möglichkeiten. Nicht nur das Qualitätsmanagement und der Einkauf können von der sinnvollen Nutzung dieses Werkzeugs profitieren. In diesem Artikel fokussiere ich mich jedoch auf die häufigsten Fehler, die mir bei der Arbeit mit Kunden immer wieder begegnen.

Du erstellst keine Lieferantenbewertung

Das Durchführen der Lieferantenbewertung kostet Zeit. Keine Frage. Deshalb neigt so manches Unternehmen dazu, keine solche Bewertung durchzuführen. Schließlich steht Ihr in regelmäßigem Kontakt, oder? 

Ja, das mag sein. Neben der operativen Ebene gibt es aber noch die strategische Ebene. Strategisch bedeutet, sich alle wichtigen Kriterien anzuschauen (die Ihr übrigens individuell für Eure Situation bestimmen könnt) und festzustellen, was gut läuft und wo Verbesserungspotenzial oder sogar dringender Handlungsbedarf besteht. 

Wenn Lieferanten und Dienstleister nur aufgrund der operativen Zusammenarbeit beurteilt werden, ist das Risiko der zu subjektiven Einschätzung höher. Einer der Grundsätze des Qualitätsmanagements ist das faktengestützte Entscheiden. Das geht nur, wenn über einen standardisierten Zeitraum festgelegte Kriterien für alle relevanten Partner gleichermaßen erhoben und verglichen werden.

Wenn Du noch an dem Punkt stehst, dass Dein Unternehmen keine solche Bewertung durchführt, dann gehe jetzt zu diesem Artikel, in dem ich beschreibe, wie Du mit wenigen Schritten Deine erste Lieferantenbewertung erstellst. 

Die Lieferantenbeurteilung wird nur vom Einkauf erstellt

EinkäuferInnen haben oft tiefe Einblicke in die operativen Tätigkeiten des Unternehmens. Sie kommen mit vielen Personen aller Abteilungen in Berührung und wissen, worauf es ankommt. Und dennoch steckt ein Risiko darin, wenn lediglich der Einkauf die Lieferantenbeurteilung erstellt und an die Lieferanten und Dienstleister schickt. Vorhin habe ich bereits die Subjektivität erwähnt. 

Die Lieferantenbeurteilung wird nur vom QMB erstellt

Gleiches gilt für das Qualitätsmanagement. Es gibt Kriterien, für die sind wir keine Experten und sollten uns deshalb auch nicht anmaßen, Lieferanten und Dienstleister danach zu beurteilen. Zum Beispiel beim Preisniveau. 

Jede Fachabteilung sollte ihren Input zu dem Bereich geben, für den sie die entsprechende Expertise besitzt. Die Kriterien sollten außerdem entsprechend der Bedeutung für das Unternehmen gewichtet werden. Einzelpersonen könnten dazu tendieren, das Kriterium ihrer Profession zu übergewichten.

Die Mitarbeiter von der Basis werden nicht einbezogen

Oft sind die Punkte, an denen es hakt, nicht allein auf die Qualität von Lieferung und Leistung bezogen. Zusammenarbeit und Kommunikation spielen oft eine noch größere Rolle. Es kann ein Unterschied sein, ob Deine EinkäuferInnen mit den VerkäuferInnen des Lieferanten sprechen, oder ob die Kommunikation zwischen den QualitätsmanagerInnen der beiden Firmen stattfindet. 

Und dann sind da noch die Personen, die Lieferung und Leistung erhalten und benutzen. Sie können sehr unterschiedlich auf dieselben Leistungen blicken und haben unterschiedliche fachliche Erfahrung. All dieses Wissen und diese Informationen solltest Du im Rahmen der Lieferantenbewertung anzapfen, damit die daraus abgeleiteten Maßnahmen Dein Unternehmen ganzheitlich nach vorne bringen.

Die Lieferanten erfahren ihr Bewertungsergebnis nicht

Du möchtest, dass Lieferanten und Dienstleister Eure Erwartungen erfüllen? Die Lieferantenbewertung ist ein sehr guter Weg, ihnen Eure Erwartungen deutlich zu machen und mit ihnen gemeinsam zu definieren, was die nächsten Entwicklungsschritte sein sollten. Wenn Eure Partner nicht wissen, wie sie Euch ganz konkret noch besser unterstützen können, und wie sich die Zusammenarbeit im Laufe der Zeit aus Eurer Sicht entwickelt hat, wie sollen sie wissen, woran genau sie arbeiten sollen?

Für mich ist es immer wieder ein angenehmes Erlebnis, am Ende eines Jahres darauf zu blicken, was wir mit unseren wichtigsten Lieferanten und Dienstleistern während eines Jahres verbessern konnten. Darin steckt keine Magie. Wenn Du die Kriterien gut auswählst und schon während des Jahres die Informationen sammelst, ist die Durchführung der Bewertung an sich relativ einfach.

Die Kommunikation der Bewertung an die einzelnen Partner erfordert jedoch, je nach Situation, manchmal Fingerspitzengefühl. Ihr solltet deshalb intern Abstimmen, wer diesen Teil übernimmt und wie Ihr dabei vorgehen wollt. Insbesondere, wenn sich eine politische Komponente hinter der Zusammenarbeit mit Euren Partnern verbirgt. 

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