Auf den Gedanken für diese Episode bin ich gekommen, als ich einen Kommentar von einem Kontakt auf LinkedIn bekommen habe. Ich trete dort regelmäßig in Kontakt mit den Followern bzw. Kontakten.
Die Person hat mir einen Kommentar geschickt. Auf den ersten Moment oder beim ersten Mal lesen habe ich mir gedacht: „Ja gut, könnte so eine Standardantwort eines QMBs seien“.
Aber beim genau darüber nachdenken, was die Person eigentlich aussagt, fand ich das doch ziemlich bedenklich. Der Grund dafür, dass ich diese Antwort bekommen habe, war, dass ich regelmäßig Follower und Kontakte frage, wie zufrieden sie damit sind, wie es bei ihnen in Sachen QM aktuell läuft.
Und von diesem LinkedIn-Kontakt erhielt ich die folgende Rückmeldung:
Hallo Florian,
wann ist man überhaupt als QMB zufrieden? Eigentlich doch nie!
Ich mache QM und QS seit 1994 in den unterschiedlichsten Betrieben und habe in dieser Zeit einiges erlebt. Mich erschüttert also so schnell nichts mehr.
In den letzten neun Monaten bis zur Freistellungsphase der Altersteilzeit werde ich auch keine Berge versetzen. Ich bin jetzt dabei meinen Nachfolger aufzubauen.
Viele Grüße.
Klingt auf das erste Mal lesen plausibel, oder? Die Personen ist schon lange da, hat ein dickes Fell und hat selber den Eindruck, dass man nie wirklich fertig ist und dass man sich immer weiterentwickeln und Dinge verbessern kann.
Das ist so weit auch richtig. Jetzt komme ich zu einem großen ABER, dass ich mit Dir teilen möchte.
Ich finde das Wort bzw. den Begriff „zufrieden sein“ ist falsch interpretiert. Die Person verwechselt aus meiner Sicht nämlich „zufrieden sein“ mit „sich zufriedengeben“.
Ich finde, man kann durchaus mit seiner Situation und der Arbeit im Qualitätsmanagement zufrieden sein, sich aber nie zufriedengeben, in dem Sinne, dass man weiß: Es gibt immer was zu verbessern, zu verändern. Man ist nicht zu wirklich am Ziel, hat aber schon einiges erreicht.
Darin sehe ich einen großen Unterschied.
Der Kontakt ist nicht nur seit 1994 im Qualitätswesen, sondern in der letzten Position seit über zehn Jahre aktiv. Das sieht man in seinem Profil. Und ich finde, dass diese Rückmeldung nicht nur nach wenig Begeisterung und Enthusiasmus klingt.
Was vielleicht kurz vor der Freistellungsphase in der Altersteilzeit nachvollziehbar ist, sondern es klingt auch mehr nach verwalten, statt zu gestalten. Du darfst Dir jetzt die Frage stellen, ob neun Monate nicht im Grunde ausreichen würden, um noch den ein oder anderen Berg zu versetzen. Und es wäre sicher spannend, zu erfahren, wie viele Berge in den 10 Jahren zuvor versetzt wurden.
Jedenfalls bin ich der Meinung, wir dürfen im Qualitätsmanagement hohe Ansprüche haben. Aber wir sollten auch mal gucken, dass wir einen Status der Zufriedenheit erreichen.
Zufrieden heißt, wir fühlen uns gut mit dem, was wir getan haben. In einem gewissen Zeitraum. Wir schauen auf unsere Erfolge. Auf unsere persönliche oder die, die wir mit unserem Team und mit unserem Unternehmen erreicht haben.
Das Gefühl zu haben, das, was Du bis jetzt gemacht hast, das war gut. Es sind vielleicht Fehler passiert, aber die führen uns auch wieder zu neuen Erkenntnissen.
Sich wohlzufühlen in der Situation und mit dem Wissen, dass immer noch was weitergeht. Sich zufriedengeben würde für mich bedeuten, sich zurückzulehnen und sich zu denken: „Ach, eigentlich reicht das, was ich gemacht habe schon. Die anderen machen ja auch nicht mehr und die Auditoren sind offensichtlich auch zufrieden, denn große Abweichungen gab es nicht.“
Das bedeutet sich zufriedenzugeben. Und ich glaube, das ist der Anfang vom Ende für wirkliche Verbesserung
Ich vermute, das war auch das, was der Kommentator auf LinkedIn ausdrücken wollte.
Es ist dann nur die sprachliche Feinheit zwischen zwei Begriffen.
Mir fällt außerdem öfter in Kommentaren auf LinkedIn, YouTube oder anderen Kanälen auf, dass Menschen sich mit schlechten Situationen wirklich zufriedengeben.
Erst kürzlich habe ich sinngemäß den folgenden Kommentar bekommen:
Hallo Florian, ich bin zufrieden im QM. Ich bin in einer kleinen Firma und da ist es natürlich, dass es sehr lange dauert, bis Entscheidungen getroffen werden.
Dabei habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass Entscheidungen in kleineren Unternehmen leichter getroffen werden können, weil die Hierarchie noch flacher sind als in großen Unternehmen oder Konzernen.
Und dann merke ich auch immer wieder, dass Leute akzeptieren, dass es teilweise Jahre dauert, bis sie signifikante Fortschritte machen.
Wie gehst Du bitte mit Deiner Lebenszeit um?
Wenn Du wirklich Jahrzehnte brauchen möchtest, bis Du zu echten Fortschritten kommst, dann ist das deutlich zu lange.
Lebst Du auch nach dem Motto: „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber irgendwie kommt es immer wieder durch den Winter“?
Das ist nicht mein Anspruch im Qualitätsmanagement und ich bin mir sicher, das wäre auch nicht Deiner, wenn Du wüsstest, was Du tun musst, um schneller zu Fortschritten zu kommen.
Ich gehe noch mal zurück zu dem Kommentar mit dem letzten Satz „ich bin jetzt dabei, den Nachfolger aufzubauen“. Das klingt so, als ob das ein Vollzeitjob wäre, und man könnte parallel nicht an anderen Themen arbeiten. Auch das deutet auf eine gewisse Müdigkeit und den Wunsch hin, das operative Tagesgeschäft möglichst bald hinter sich zu lassen.
Ich denke, es ist es möglich, innerhalb von neun Monaten ordentlich etwas zu bewegen, wenn Du weißt, wie. Und wenn Du Dir konkrete Ziele setzt. Klar, interne Unterstützung benötigst Du auch, aber es gibt viele Wege, diese Unterstützung zu bekommen.
Du solltest außerdem nicht permanent unzufrieden mit Dir sein und das Gefühl haben, dass Du nicht strukturiert genug bist oder nicht genügend PS auf die Straße bekommst. Oder Leute nicht das machen, was Du im QM von ihnen erwartet.
Wenn sie nicht mitziehen wollen, wenn es um Maßnahmen oder die Verantwortung für Qualität geht.
Falls das der Fall ist, dann solltest Du etwas ändern.
Wenn Du Dich jetzt von diesem Thema angesprochen fühlst, weil Du häufig unzufrieden bist, es zu wenige Fortschritte gibt und Du den Wunsch hast, etwas zu verändern, aber nicht weißt, wie Du das angehen solltest, dann lasst uns unverbindlich miteinander sprechen.
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