Haben Sie Talent für Qualitätsmanagement?

Wie Sie sicher wissen, höre ich gerne Business-Podcasts. In einer Episode des Podcasts Fu** ’n‘ Glory mit dem Titel Talente, Täter und Temperament ging es um die Frage, warum Talent nicht alles ist, was man braucht, um gut in dem zu sein, was man tut.

Kann man Talent für Qualitätsmanagement haben?

Gibt es den geborenen Qualitäter?

Und wenn ja, was unterscheidet ihn von allen anderen seiner Zunft?

Nach landläufiger Meinung ist „Talent“ so etwas wie eine angeborene Gabe, die man entweder hat – oder eben nicht. Viele glauben auch, dass man fehlendes Talent nur mit entsprechend höherem Fleiß ausgleichen müsse, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Im Grundgedanken des oben erwähnten Podcasts setzt sich Talent aus drei Dimensionen zusammen:

Talent für Qualitätsmanagement

Demnach besteht Talent nicht nur darin, etwas besonders gut zu können. Talentierte Menschen haben außerdem eine gewisse Leidenschaft für die Sache, die sie besonders gut können. Sie wollen also auch gut darin sein und immer besser werden.

Die letzte Zutat ist nun noch das Schaffen von Mehrwert.

Dass diese drei Aspekte untrennbar miteinander verknüpft sind, zeige ich an einem Beispiel:

Kennen Sie die RTL Show „Das Supertalent“? Dort zeigen Menschen ihr mehr oder weniger einzigartiges Talent vor einer Jury und wollen mit ihrer Performance außerdem das Publikum begeistern. Das Format gibt es auch in vielen anderen Ländern.

Ein Beispiel: Bei fast allen Teilnehmern ist die Komponente des „Wollens“ stark ausgeprägt – sonst hätten sie sich nicht beworben. Außer, sie werden von anderen Menschen dazu gedrängt. In ihrer eigenen Wahrnehmung ist auch der Aspekt des „Könnens“ stark ausgeprägt. Alle glauben, ihre besondere Fähigkeit besser zu beherrschen als irgendjemand sonst. Das ist oft sehr subjektiv.

Ob nun einer der Künstler als „Supertalent“ wahrgenommen wird, hängt stark vom dritten Puzzleteil ab: dem Mehrwert für Jury und Zuschauer: Die Performance berührt, unterhält oder ängstigt uns. Entweder weil die Leistung an sich so grandios ist (Können) oder die Person ein sehr hohes Risiko eingeht (Wollen) oder im Idealfall beides zugleich.

Das Prinzip ist ähnlich wie damals bei „Wetten, dass…“. Bei beiden Formaten kam bzw. kommt es mitunter vor, dass die Künstler relativ sinnbefreite Dinge vorstellen, die „den Menhrwert“ vermissen lassen.

So, und was ist nun mit dem Talent für Qualitätsmanagement?

Ich habe vorhin beschrieben, dass die Wahrnehmung eines Talents subjektiv ist. Ob jemand etwas gut kann und ob eine andere Person darin einen Mehrwert erkennt, ist von Betrachter zu Betrachter unterschiedlich.

Wollen wir also in unserer Organisation als Talent wahrgenommen werden, dann müssen wir die vorher genannten Aspekte in dem, was wir tun erkennen lassen:

  • Etwas wollen: Wir müssen zeigen und ausstrahlen, dass wir das, was wir tun, gerne tun. Wenn wir nicht wollen, dann fehlt uns der Antrieb, uns ständig weiterzuentwickeln und immer besser zu werden. In der Folge hängen uns unsere Fachkollegen ab.

  • Etwas können: Wir sind absolute Experten auf unserem Gebiet, fokussieren uns auf unsere Stärken und bringen diese zur Meisterschaft. Alles ein Bisschen zu können aber in nichts wirklich gut zu sein, ist wie in einem Restaurant essen, das 100 Gerichte auf der Speisekarte hat, aber nichts, wofür es wegen der hervorragenden Qualität bekannt ist.

  • Mehrwert schaffen: An diesem Punkt mangelt es aus meiner Erfahrung heraus, vielen Qualitätsmanagern. Dabei liegt es häufig nicht unbedingt daran, den Mehrwert tatsächlich zu schaffen. Sondern eher daran, den Mehrwert für andere Personen im Unternehmen sichtbar zu machen. Anstatt Werbung für die eigene Sache zu machen, werden wir von vielen Kollegen als Bremser und Bürokraten wahrgenommen.

Der Mehrwert ist der Schlüssel

Die meisten Qualitätsmanager sind motiviert und können etwas, das ihre Kollegen in anderen Abteilungen nicht können oder wissen. Zwei Komponenten des Talents sind also erfüllt.

Um sich jetzt einen Vorteil zu verschaffen, muss der Mehrwert für die Menschen, die einen als „Talent“ wahrnehmen sollen, herausgearbeitet werden. Wir müssen also mit Argumenten, Zahlen und Taten zeigen, dass unsere Arbeit für diese Personenkreise einen hohen Nutzen hat, den es ohne uns nicht geben würde.

Dabei können folgende Fragestellungen als Anhaltspunkte helfen:

  • Wie macht meine Arbeit anderen Menschen das Leben / das Arbeiten einfacher?

  • Für wen schafft meine Arbeit eine höhere Sicherheit?

  • Was kann ich tun, damit mich Kollegen als Unterstützung wahrnehmen?

Für eine bessere Wahrnehmung, was unseren Mehrwert betrifft, ist es erforderlich, dass wir gut beobachten: Wo drückt beim Anderen der Schuh? Was kann ich jemand anderem geben, um im Gegenzug künftig etwas zu bekommen, das ich brauche?

Oft reicht es zu Beginn schon, wenn aktiv zuhören und Verständnisfragen stellen.

Fazit

Wenn Sie als Qualitätstalent gelten wollen, dann arbeiten Sie daran, dass andere den Mehrwert, den Sie bieten, erkennen und schätzen können. Wenn Ihnen das alles egal ist, dann beschränken Sie sich weiterhin darauf, eine Sprache zu sprechen, die keiner Versteht und Gedanken zu denken, die keiner nachvollziehen kann. Verstecken Sie sich weiterhin hinter Normentexten ohne zu verstehen, was die Ihnen sagen wollen. Haben Sie weiterhin Angst vor Auditoren und akzeptieren Sie, dass Sie intern als Bremser oder Bürokrat wahrgenommen werden.

Ich kann aus eigener Erfahrung zu Beginn meines Qualitätslebens sagen, dass es das Arbeitsleben extrem bereichern kann, wenn man den Mehrwert-Gedanken stärker ausprägt und kann Ihnen deshalb nur empfehlen, es auszuprobieren. Sie werden überrascht sein, was passiert.