Der wahrscheinlich interessanteste Jahresrückblick

Okay, das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Ich konnte Jahresrückblicken im Fernsehen noch nie etwas abgewinnen und würde es selbst äußerst spannend finden, wenn eine QM-Führungskraft über ihre Erlebnisse spricht. Insofern gilt die Überschrift zumindest für mich. Mir geht es in diesem Beitrag nicht nur darum, meine eigenen  Erlebnisse und Ergebnisse zu teilen. Vielmehr möchte ich Dich dazu animieren, Dich bewusst an die letzten 12 Monate Deines Berufslebens zu erinnern. Denn meist ist mehr passiert, als uns auf den ersten Blick bewusst ist.

Und so ging es mir auch bei meiner Vorbereitung auf diesen Beitrag. Ich zähle die wichtigsten Begebenheiten in 2019 aus Sicht meiner Position als QM-Leiter und als Q-Enthusiast auf. Ich bin mir sicher, Du findest Dein eigenes Jahr in einigen Punkten wieder. 

Jährlich grüßt das Murmeltier

Normalerweise nehme ich zwischen den Jahren keinen Urlaub. Ich genieße die etwas ruhigere Zeit, während der ich deutlich weniger Mails und Anfragen bekomme, als sonst. Und ganz besonders, weil ich dieses Jahr kurz vor Weihnachten einen neuen Mitarbeiter bekommen habe, den ich in einer solchen Zeit deutlich besser einarbeiten kann. 

Ansonsten nutze ich die Zeit gerne, um alle möglichen Verwaltungstätigkeiten vorzubereiten oder abzuschließen. Zum Beispiel die Reklamationstabelle auf 2020 aktualisieren, den Urlaubsplan erstellen oder das Management Review vorbereiten. Ebenso die Auditplanung für das neue Jahr gehört zu diesen Aufgaben. 

Und natürlich nutze ich diese Zeit und die im Dezember stattfindenden Jahresgespräche mit meinem Team dazu, die vergangenen 12 Monate rekapitulieren zu lassen. Was lief super? Was wollen wir im neuen Jahr besser machen, weil es vielleicht nicht ganz so gut lief?

In diesem Jahr sind uns die folgenden Themen besonders in Erinnerung geblieben: 

Externe Audits

Insgesamt hatten wir in 2019 18x externe Auditoren zu Besuch. Davon 12 Kundenaudits und der Rest Zertifizierungsaudits zu Halal, ISO 50001, FSSC 22000, Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) und QS Futtermittel und GMP+.

Rund 50% der Audits werden in englischer Sprache durchgeführt. Die für mich interessanteste Begebenheit während eines dieser Audits war die Aussage eines Co-Auditors zu unserer Managementbewertung. Er sei der Meinung, „irgendetwas fehle ihm“. Auf genauere Nachfrage meinerseits kam wortwörtlich folgender Satz:

„Ich möchte mich jetzt nicht zu einer allzu konkreten Aussage hinreißen lassen.“

Einen so hilfreichen Kommentar hatte ich nicht erwartet. 🙂

Fokus auf Food Defense und Food Fraud

Zusätzlich zu den allgemeinen Themen in Sachen Lebensmittelsicherheit haben wir uns im vergangenen Jahr auch aufgrund der Revision der ISO 22000 verstärkt mit diesen Themen beschäftigt.

Falls Du mit den Begriffen nichts anfangen kannst, hier eine kurze Beschreibung:

Food Defense ist der Schutz von Lebensmitteln vor bewusster Manipulation, die das Leben des Endverbrauchers als Ziel hatten. Bei Food Fraud (Betrug) geht es ebenfalls um bewusste Täuschung – diesmal mit dem Ziel, wirtschaftliche Vorteile aufgrund der Manipulation zu ziehen. So zum Beispiel beim Pferdefleischskandal vor einigen Jahren. Wenn man sich mit beiden Themenkomplexen eingehender befasst, ist es äußerst erstaunlich, auf welche Ideen man kommt. Welche Risiken theoretisch auftreten könnten und welche Personenkreise theoretisch in der Lage wären, Manipulationen durchzuführen. 

Weitere Schwerpunktthemen

In 2019 haben zwei Mitarbeiter/innen neu im Qualitätsteam der MILEI GmbH angefangen, zu arbeiten. Dabei habe ich nach Erfahrungen vorangegangener Einstellungen die Art der Einarbeitung verändert. Anstatt Personen erst einmal wenig wertschöpfend in verschiedene Abteilungen zu schicken, gibt es konkrete Aufgaben, die jedes Teammitglied automatisch in Kontakt mit den wichtigsten Personen und Arbeitsbereichen bringen. Die Aufgaben sind in drei Teile gegliedert: Wissen, Tun, Können. 

Wissen beschäftigt sich zum Beispiel mit der Kenntnis der Kunden und Produkte. Können setzt die erste Transferleistung voraus. Beispielsweise, welche Produkte aus welchen Gründen für Kundenapplikationen genutzt werden können. Oder welche Rückschlüsse auf Herstellungsprozesse bestimmte Qualitätsdaten liefern können.

Das Können beschäftigt sich dann mit der konkreten und selbstständigen Erledigung von Aufgaben und Tätigkeiten für die das Teammitglied eingestellt wurde. Das schafft für beide Seiten Sicherheit und hilft bei der Einschätzung des Fortschritts der Einarbeitung. 

Ein sehr schönes Ergebnis in Sachen Reklamationsstatistik: seit 2016 waren wir jedes Jahr in der Lage, unsere Kundenreklamationen zu reduzieren. So sanken von 2018 auf 2019 unser Reklamation-Index um fast 30%. Die Schlüsselfaktoren für diese Reduzierung sind Projekte in den Bereichen Lieferartenentwicklung und der Versandlogistik. 

Auch beim Q-Enthusiast geht es voran

Möglicherweise erschien Dir die obere Sektion interessanter, als das, was Du jetzt hörst. Aber aus Gründen der Vertraulichkeit kann ich nur eingeschränkt über Details bei der MILEI erzählen. Dennoch möchte ich Dir auch die weiteren Entwicklungen, die mein Leben betreffen, nicht vorenthalten. 

Im Jahr 2019 gab auf dem Blog und im Podcast (einschließlich der Kanäle Apple Podcast, YouTube und Spotify) 67.000 Besucher / Hörer. Das entspricht einer Steigerung von rund 25% im Vergleich zum Vorjahr.  An dieser Stelle vielen Dank für Dein Interesse und Deine Treue!

Insgesamt sind einschließlich dieses Beitrags in diesem Jahr 38 Podcast-Episoden erschienen. Die folgenden drei Episoden hatten die höchste Zahl an Hörern: 

In diesem Artikel bzw. dieser Episode erfährst Du, welches die wahrscheinlich größte Herausforderung im QM ist. Du bekommst außerdem Tipps, wie Du mit dieser Hürde umgehen kannst, um ein besseres berufliches Leben als Qualitätsmanager:in zu bekommen.

Die kontroverseste Episode mit vielen Kommentaren in der Xing-Gruppe „Qualitätsmanagement war die #062 „Auditoren sind oft nicht wertschöpfend“. Einige Auditoren beteuerten, das genaue Gegenteil dessen zu sein, was ich in der Episode beschreibe. Eine kleine Zusammenfassung der Reaktionen gibt es in Episode #063 „Selbstreflexion. Auditor vs. QMB“

Aufbau eines Netzwerks

Seit ich mich stärker mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftige, fällt mir immer mehr auf, wie wichtig ein gutes Netzwerk und ein positives Umfeld für beruflichen und persönlichen Erfolg sind. Deshalb habe ich in 2019 auch angefangen, mir ein solches Netzwerk aufzubauen. Einerseits natürlich schon vorher über spannende Interviewpartner. Seit diesem Jahr jedoch auch als Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Qualität und dem deutschsprachigen Verband professioneller Redner, der „German Speakers Association“

Auch die erstmalige Teilnahme an Sitzungen des Milchindustrie-Verbandes gehören mit zu diesem Aufbau. 

Weiterbildung

Natürlich habe ich mich in diesem Jahr auch weitergebildet. Neben dem regelmäßigen Konsum von Inhalten wie Büchern, Webseiten und Podcast zu unternehmerischen Themen, habe ich auch fachspezifische Weiterbildungen besucht. 

Dazu gehörte ein Medien- und Kommunikationstraining im Krisenfall. Ganz spannend an dieser Sache ist das Detail, dass der Veranstalter den Veranstaltungsort ändern musste, jedoch nicht alle angemeldeten Personen informiert hatte. So war ich am Tag der Schulung mit vier anderen Personen am falschen Hotel. Passend zum Thema Krisenmanagement ;-). Und es war dennoch eine gelungene Veranstaltung. 

Ebenfalls sehr interessant war die Zertifizierung zum „9-Levels Berater“, die drei Tage dauerte. Bei dieser Zertifizierung habe ich auch Dr. Simone Rappel kennengelernt (ich habe sie in Episode #083 zum Thema interkulturelle Kompetenz interviewt). 

Neben der Möglichkeit, Unternehmen zu Wertesystemen zu beraten, nutze ich diese neue Möglichkeit für die Einstellung neuer Mitarbeiter. Es ist damit möglich, aufgrund des Mix aus persönlichen Werten auf die Passung von Personen in ein Team und für eine Aufgabe zu schließen. Dabei stellt sie natürlich kein K.O.-Kriterium dar, erlaubt aber einen sehr effektiven Einstieg in ein Vorstellungsgespräch.

Ausblick für das Jahr 2020

Im neuen Jahr wird alles (noch) besser! Ich habe es schon oft gesagt und geschrieben: Wir leben in einer tollen Zeit mit unwahrscheinlich vielen Möglichkeiten. Und in einem Land, das uns diese Möglichkeiten so freizügig ausschöpfen lässt, wie kaum ein anderes. Und diese Optionen möchte ich im kommenden Jahr noch stärker nutzen.

Angefangen von der Mentoring-Plattform „Upspeak“. Dort kannst Du zu allen Podcast-Episoden oder ganz allgemein, Deine Fragen stellen – per Sprachnachricht oder in Textform. 

Außerdem möchte ich die Livestreams auf YouTube ausbauen, indem ich in Zukunft Tool-Tipps oder Apps per Bildschirmaufzeichnung mit Dir teile. Darüber hinaus werde ich die Plattform LinkedIn aktiver nutzen. 

Natürlich tue ich all das nicht, weil ich zu viel Zeit habe. So werde ich Dir bald Optionen bieten, wie Du direkt mit mir zusammenarbeiten kannst. Einen kleinen Vorgeschmack darauf und erste Informationen findest Du hier

So, nun höre ich mal auf. Ich stelle fest, dass dieser Beitrag verdammt viele Links beinhaltet… Ich bedanke mich noch einmal bei Dir für Deine Treue in 2019 und hoffe auf noch viele weitere Jahre im Dienst des Qualitätsmanagements und Personen wie Dir, die jeden Tag mithelfen, mehr Qualität in die Welt zu bringen.

Enthusiastische Grüße

Dein Florian Frankl